Ich hörte einmal einen Anonymen Alkoholiker sagen: "Alkohol hätte mir niemals so viel antun können, wenn er nicht so viel für mich getan hätte." Als ich das hörte, ging mir ein Licht auf, denn es gilt mit Sicherheit auch für mich und meine Lüsternheit. Wenn ich mir ehrlich anschaue, was die Lüsternheit für mich getan hat, ist dies ein starkes Argument mich wieder auf sie einzulassen.
Mich ein bisschen ungut fühlen? Mit Lüsternheit ist das in ein paar Minuten erledigt - mich einfach wegmachen!
Nicht wissen was als nächstes tun? Einfach eine Weile mit Lüsternheit spielen und diese Unsicherheit verschwindet! (Zusammen mit der Erinnerung an wichtige Dinge, die zu tun wären.)
Emotional verletzt durch eine Kränkung? Lüsternheit hilft fast augenblicklich mich besser zu fühlen!
Einsam fühlen? Fantasie und Lüsternheit füllen mein Leben mit (imaginären) Menschen!
Angst vor der Arbeit? Ein paar Stunden im Internet lassen alle Ängste verschwinden!
Die Frau zu anspruchsvoll? Diese Fantasie-Partnerin wird niemals etwas verlangen, was ich nicht will!
Es war immer wieder unglaublich. Lüsternheit war die unmittelbare, immer verfügbare, immer funktionierende Lösung für alle Probleme meines Lebens. Es ging immer. Ich fühlte mich immer wunderbar, während ich mich in dieser Welt verloren hatte. Nichts anderes, was ich jemals gefunden habe - einschließlich der Genesung - war so zuverlässig und so erfüllend. Aber ... (Wirklich GROSS, RIESIG "ABER"!) ... es hat auch immer einen Scherbenhaufen hinterlassen.
Mich aus diesem Leben herausholen? Das Leben geht ohne mich weiter. Dinge passieren, an denen ich nicht beteiligt bin und zu denen ich nichts beitrage. Unsicher was ich als nächstes tun soll? Einfach lange genug in der Lüsternheit bleiben und manche dieser unerledigten Aufgaben wandeln sich zu einem Desaster.
Mich mit Lüsternheit besser fühlen? Diese unverarbeiteten Gefühle eitern in mir und werden zu tiefem Groll, der sich auf meine Haltung gegenüber allen und allem abfärbt.
Das Leben angefüllt mit imaginären Menschen? Kein Platz für echte Menschen, für die tiefe Befriedigung, das Leben mit anderen zu leben.
Ängste bei der Arbeit durch ein bisschen Lüsternheit gelindert? Bis der Chef mit einem rosa Slip und einem Polizisten hereinkommt.
Du hast einen großartigen Fantasie Partner? Und ta-da, du verlierst den echten.
Ja. So gut es auch war, so verlässlich war es auch furchtbar. Die Lüsternheit hätte mir niemals so viel antun können, wenn sie nicht so viel für mich getan hätte.
Und wenn ich zurückschaue, bin ich erstaunt zu sehen, dass ich wieder einen Monat ohne Lüsternheit gelebt habe. Überhaupt keine. Keine dieser Reaktionen meines Unterleibs auf einen Gedanken oder ein Bild, bei denen die physiologische Chemie meines Körpers beginnt, meinen rationalen Verstand zu übernehmen. Ein Monat ohne Lüsternheit war etwas, was ich allein niemals hätte schaffen können. Danke Gott und danke Anonyme Sexaholiker.
